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Zum Glück gibt es gemeinsame Ziele

Unser Gemeinwesen steht in vielerlei Hinsicht vor großen Herausforderungen.

In diesem Jahr steht unser Gemeinwesen in vielerlei Hinsicht großen Herausforderungen gegenüber. Deshalb ist es sinnvoll zu fragen: Gibt es Ziele und Werte, die uns dabei helfen können, einen gemeinsamen Weg aus der Krise zu finden?

Damit beschäftige ich mich in einem Video-Beitrag, der mit nachfolgendem Link abgerufen werden kann:

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Der Text

Wir leben in einer aufregenden Zeit und die Meinungen über die Ereignisse der letzten Wochen gehen wild durcheinander. Viele sind zufrieden mit der Arbeit der Regierung, andere wiederum kritisieren sie und gehen auf die Straße. In dieser Situation sind Antworten auf die Frage nötig, wohin wir uns in Zukunft als Gesellschaft entwickeln wollen. Was wollen wir? Und je grösser eine Gruppe ist, desto wichtiger ist es, zu wissen, wie man Gemeinsamkeiten finden und organisieren kann.

Wenn wir Demokratie anstreben, so muss sich die Führung demokratischen Strukturen unterwerfen. Dies ist nicht einfach, wie unsere Geschichte zeigt. Wenn sich neue Gruppen des Volkes an der Regierung beteiligen wollen, gab und gibt es viele Widersacher – vor allem die, die zu dieser Zeit jeweils an der Macht sind. In der deutschen Geschichte haben diese Machthaber meist unter Einsatz von Menschenleben – nicht ihres eigenen Lebens, versteht sich – ihre Macht verteidigt. Was kann man in solchen Situationen tun?

Ich habe als entscheidendes demokratisches Mittel das Führen mit Zielen gefunden. Alle können die Ziele kennenlernen, alle können sich entscheiden, ob sie die Ziele anerkennen, alle können an der Veränderung der Ziele mitwirken. Es dürfen nicht zu viele Ziele sein, sonst wird es unübersichtlich für alle. Zu den Zielen können sich Werte hinzugesellen. Werte, die Orientierung geben, wie man die Ziele erreichen möchte.

Die Werte, die wir in unserem Unternehmen gefunden haben, lauten Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit. Diese Werte wurden in den vergangenen mehr als zwanzig Jahren von allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. Kollegen anerkannt und für gut befunden. Zuverlässigkeit ist der wichtigste dieser drei Werte, da ohne Zuverlässigkeit die anderen beiden Werte Freundlichkeit und Ehrlichkeit gefährdet sind. Wie soll man zum Beispiel freundlich bleiben, wenn jemand ständig zu spät zur Arbeit kommt? Die gemeinsamen Werte also ermöglichen es, gemeinsame Ziele einfacher zu erreichen, und man kann sich auf sie einigen.

Was nun könnten die Ziele für Deutschland sein? Das oberste Ziel für alle Menschen in Deutschland sollte es unzweifelhaft sein, dass wir in Frieden leben können, also ohne Krieg, und das nicht nur in Deutschland, sondern möglichst in ganz Europa und noch besser in der ganzen Welt. Das verstehen bereits kleine Kinder – und sie können auch sehr gut erklären, was für sie Frieden bedeutet. Dann, wenn Frieden herrscht, kann auch das zweite Ziel, dass die Bürgerinnen und Bürger in Wohlstand leben können, erreicht werden. Wohlstand für alle ist nun einmal nur in einer friedlichen Gesellschaft möglich. Wir brauchen dafür das Geld, das jetzt für Waffen und immer neue Waffen ausgegeben wird, um es in anderen Bereichen unserer Gesellschaft zu investieren.

Das dritte wichtige Ziel, welches den Wohlstand und den Frieden sichert, ist das Recht auf Arbeit. Dieses Recht ist Teil der Menschrechte. Es war Bestandteil der Weimarer Verfassung wie auch der Verfassung der DDR. Warum das Recht auf Arbeit und nicht das bedingungslose Grundeinkommen? Ich habe in meiner eigenen persönlichen Geschichte erlebt, wie oft ich nur durch den Gang zur Arbeit, das Treffen mit meinen Kolleginnen und Kollegen oder mit meinen Mitarbeitern meine Depressionen oder meine Niedergeschlagenheit oder meine Ausweglosigkeit überwinden konnte. Hätte ich zu Hause gesessen, wäre ich vielleicht noch nicht einmal mehr am Leben. Außerdem brauchen wir alle Menschen, um die Schäden an Natur und Umwelt zu beseitigen und unser Leben wieder lebenswert zu machen. Wir brauchen die Menschen bei der Pflege der Senioren und der Sorge um unsere Kinder. Wir brauchen sie zur Unterstützung der sozial Schwachen und der Obdachlosen sowie zur Integration unserer neuen Mitbürger. Ich habe schon früh gelernt, dass dort, wo es einen Willen gibt, auch einen Weg gibt. Lassen Sie uns gesellschaftliche Strukturen schaffen, durch die alle Menschen Beschäftigung finden können, was auch unser Sozialsystem stärkt. Unser wunderbar organisiertes System der Sorge um Behinderte zeigt, dass alle Menschen gerne und nach ihrem Vermögen zu gemeinsam geschaffenem Reichtum beitragen möchten.

Das vierte Ziel ist sehr wichtig: Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kunst müssen im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen. Warum? Kunst regt unsere Gesellschaft zum Denken und zum Dialog an. Künstler sind Ideen- und auch Kraftgeber. Wissenschaft bringt uns nach vorne, findet neue Lösungen, macht uns zum wertvollen Teil auch der internationalen Gemeinschaft auf der Suche nach Problemlösungen und Verbesserungen. Bildung schließlich ist die Grundlage unserer Weiterentwicklung. Gebildete Bürger haben es viel einfacher, sich in das gesellschaftliche Leben einzubringen. Sie haben gelernt, zu denken und zu sprechen und Lösungen zu erarbeiten. Mit Bildung meine ich Ausbildung zum Denken, nicht nur einfach das Eintrichtern von Wissen. Wir müssen es lernen, das Für und das Wider zu erwägen und daraus Schlüsse zu ziehen. Hat man dieses sogenannte dialektische Denken gelernt, kann man seine eigene Position auch immer wieder in Frage stellen und nach neuen Wegen suchen. Man kann Widerspruch gelten lassen und mit anderen, die vielleicht sogar ganz gegensätzlicher Meinung sind, in Dialog treten. Kritik und Selbstkritik sind auch elementare Methoden, erfolgreich zu sein und gute Lösungen zu finden. Eine Erfinderin oder auch ein Unternehmer muss sich immer wieder die Frage stellen: war das jetzt richtig oder habe ich einen Fehler gemacht – und dann den Kurs beibehalten oder auch korrigieren.

Nun kommen wir zum fünften Ziel und dieses lautet Zusammenarbeit. Wir müssen es schaffen, das Denken in Feindbildern zu überwinden. Gerade in einer Gesundheitskrise zeigt sich, dass die Wissenschaftler unseres Landes wie auch der Welt zusammenarbeiten müssen. Sie brauchen diesen kritischen Dialog, den ich eben gerade schilderte. Es müssen verschiedene Meinungen gelten können und es muss nach den besten Lösungen gesucht werden. Dieses Ziel der Zusammenarbeit bedeutet nicht, dass es keinen Wettbewerb mehr gibt. Ganz im Gegenteil. Aber es bedeutet, dass der Wettbewerb kooperativ und kollegial geführt wird. Das wissen wir doch schon aus unserer Familie oder von unserem Arbeitsplatz, dass Konfrontation und das Arbeiten gegeneinander keine guten Lösungen bringen und unser Leben erschwert. Und natürlich ist die weltweite Kooperation auch wichtig, um zu dem ersten und obersten Ziel, dem Frieden, zu gelangen.

Für all diese Aufgaben brauchen wir selbstbewusste Menschen, die keine Angst haben, ihre Meinung zu sagen. Beginnen wir jetzt damit. Suchen wir nach Antworten auf die drängenden Fragen von heute und lassen Sie uns dazu gemeinsam Lösungen finden. Diese Reihe in salve.tv soll dazu einen Beitrag leisten. Melden Sie sich mit Ihrer Meinung und lassen Sie uns in Dialog treten.

© Marion Schneider, Mai 2020

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