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FROHE WEIHNACHTEN

Zum diesjährigen Weihnachtsfest möchte ich einmal in die Ferne schweifen und über die Gebräuche berichten, die uns weniger bekannt, aber nichtsdestoweniger in ihren Kulturen fest verankert sind.

Auch wenn der Weihnachtsmann inzwischen auf der ganzen Welt seine Geschenke verteilt und wir den Weihnachtsbaum auch in den muslimischen Ländern finden, fällt es zu Weihnachten auf, dass die Feste ganz unterschiedlich gestaltet werden. Zum diesjährigen Weihnachtsfest möchte ich einmal in die Ferne schweifen und über die Gebräuche berichten, die uns weniger bekannt, aber nichtsdestoweniger in ihren Kulturen fest verankert sind.

Wußten Sie zum Beispiel, dass es in Island eine Weihnachtskatze gibt? Jólaköttur frißt die Faulen, unmittelbar nachdem die Weihnachtszwerge bereits jedermann mit allem möglichen Unheil, das sie anstellen, geärgert haben.
Unartige Zwerge gibt es auch in Griechenland, die Kalikanzari, die durch den Schornstein ins Haus einfallen, die Milch säuern und die Hausfrau zum Wahnsinn treiben. Deshalb soll man während der 12 Rauhnächte niemals das Feuer im Kamin ausgehen lassen, damit sie sich nicht durch den Schornstein trauen.
In der spanischen Region Katalonien hingegen hat der „Kleine Scheißer“ Hochkonjunktur. Wie diese Figur eines hockenden Kindes mit heruntergezogener Hose in die Krippen kam, ist bis heute nicht genau bekannt. Aber eine spanische Krippe ist ohne diesen unanständigen Knirps, genannt Caganer, nicht vollständig.
In Skandinavien dreht sich Weihnachten hauptsächlich um das Essen. So kann das Mittagsmahl in Norwegen aus bis zu 38 Gängen bestehen. Da ist das Kochen für polnische Hausfrauen einfacher: hier gibt es nur zwölf und auf dem Tisch ist immer für eine Person mehr gedeckt. In Estland hingegen wird der Tisch nach dem Essen nicht abgeräumt. Das übriggebliebene Weihnachtsessen lässt man über Nacht für die Geister der Verwandten stehen – oder falls doch noch jemand vorbeikommt.

Wer erinnert sich eigentlich bei unseren Weihnachtsmärkten, Glühweinen, Spekulatius und Lebkuchen noch daran, dass die Adventszeit eigentlich eine Fastenzeit ist, die erst am Heiligen Abend beendet werden sollte? Übrigens war Weihnachten auch nicht wirklich das Fest der übermäßigen Geschenke. Diese Tradition verdanken wir dem Santa Claus von Coca Cola. In den Niederlanden bringt der historische Sinterklaas die Geschenke, aber schon am 5. Dezember, zusammen mit mahnenden Gedichten, was im kommenden Jahr besser zu machen ist. In Italien ist die Befana geschenkemässig unterwegs. Sie lässt sich allerdings bis zum 6. Januar Zeit mit ihrem Erscheinen. In Griechenland wird traditionsgemäss am 1. Januar beschenkt – Aghios Basileios hat sie dabei. Wer noch nach dem gregorianischen Kalender lebt wie die Kopten in Ägypten und Ereitrea, feiert Weihnachten erst am 7. Januar. Hier wird hinterher gefastet. Während es die einen ernst, seriös festlich und getragen feiern, gibt es andere wie z.B. viele Bürger Australiens, die das Weihnachtsfest mit Truthahn Barbecue am Strand feiern, während „Santa“ in Weihnachtsmann-Uniform auf einem Surfbrett Kunststücke vorführt.

Nicht überall war der Weihnachtsmann seit alters her ein freundlicher alter Herr. Früher kam ohne weiteres auch einmal Knecht Rupprecht, der seinem Namen treu bleibend mit seiner Rute recht ruppig sein konnte. Er geht übrigens ursprünglich auf Thüringen zurück und war ein Knecht der Göttin Holle und somit ein Kinderschreck, der auch mit der wilden Jagd in Verbindung gebracht wurde. Und unsere Freunde im Alpenraum frönen noch heute den Perchtenläufen, wo in wilden Masken Dämonen und böse Geister vertrieben werden. Auch in er Alpengegend unterwegs ist der Krampus, eine Art Anti-Weihnachtsmann mit Hörnern und in Fell oder Stroh gekleidet.

So unterschiedlich die Gebräuche sind, so wird doch überall an diesen Tagen der Geburt Christi gedacht, der in einer Krippe in Bethlehem zur Welt kam und mit sich die Nächstenliebe brachte, das Licht symbolisiert und für Frieden und Brüderlichkeit zwischen den Menschen eintrat. Etwas, was wir heute wieder dringend brauchen.
Aber auch vor dem Einzug des Christentums waren diese zwölf Nächte von großer Bedeutung. Die Wintersonnenwende war eine der heiligsten Sonnenfeiern, die Mutternacht, in der die Göttin tief in der finsteren Erde in den stillsten aller Stunden das Sonnenkind wiedergebärt. Ein Mythos, den wir überall auf der Welt finden und der auch die Grundlage für viele der heutigen christlichen Traditionen ist. Die “geweihten Nächte”, die Rauhnächte, verheißen das Wissen um die große Umkehr, um den Wiederaufstieg des Lichtes und um die Geburt des neuen Lebens.
Wie immer wir diese Tage begehen, wir spüren, daß sich zu dieser Zeit im Jahr etwas verändert, dass die Dunkelheit dem Licht weicht. Möge das Licht auch den Hass und die Hochmut weichen lassen und die Angst vor dem Fremden und das Unverständnis vor seinen Gebräuchen zum Schwinden bringen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Dir und Euch ein schönes, besinnliches und freudvolles Weihnachtsfest. Feiert es in Euren unterschiedlichen Traditionen und gemeinsam mit Familie, Freunden und Bekannten, wo auch immer diese herkommen mögen. Und vielleicht können Sie den einen Platz, der in Polen immer zusätzlich zum Weihnachtsessen gedeckt wird, mit einem besonderen Gast zum Leben erwecken. Das alles wünsche ich Ihnen, Dir und Euch.

Marion Schneider