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Wertvolles Kulturgut vor dem Abriss?

Garagengemeinschaften als Begegnungsorte für Menschen standen im Mittelpunkt meiner zweiten Sendung aus der Reihe „Das war die DDR“ bei salve.tv. Meine Gäste Anke Daßler und Prof. Dr. Dr. Fred Manthey hatten darüber hinaus Interessantes aus ihrer Kinder- und Jugendzeit zu berichten und machten sich auch Gedanken über künftige gesellschaftliche Entwicklungen.

Wenn ich in Jena unterwegs war oder dort zu tun hatte, stellte sich für mich hin und wieder die Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen Jenaern und Jenensern ist. Seit meiner zweiten Sendung aus der Reihe „Das war die DDR“ bei salve.tv ist diese Frage eindeutig geklärt. „Wer in Jena geboren ist, wird als Jenenser bezeichnet und die Zugezogenen sind die Jenaer“, stellte Anke Daßler klar. Sie muss es schließlich wissen. Die nämliche Jenenserin war gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Fred Manthey im Studio zu Gast.

Was meine Gesprächspartner miteinander verbindet, ist ihr Kampf gegen den von der Stadt Jena geplanten Abriss von 198 Garagen an vier Standorten. Anke Daßler erzählte, wie sie vor Jahren zufällig von einem diesbezüglichen Protokoll des Stadtentwicklungsausschusses erfahren habe. Seit die „Ostthüringer Zeitung“ dann darüber berichtet habe und die Sache somit einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, versuche eine Arbeitsgruppe, die Abrisspläne zu verhindern. Bisher vergeblich: Die Stadt als Grundstücksbesitzer möchte anstatt Garagen unbedingt eine „Klimaoase“ schaffen.

Prof. Dr. Dr. Fred Manthey als Garagenbesitzer zeigte sich empört, weil er damit das durch ihn und viele damalige Mitstreiter mit viel Willen, Kraft und Ausdauer gemeinsam Geschaffene der Vernichtung preisgegeben sieht.

Was mich als Moderatorin der Sendung besonders aufhorchen ließ, ist die Tatsache, dass solche Garagengemeinschaften für die Besitzer viel mehr als nur einen Sachwert darstellen. Die Garage in der DDR, sie war nicht bloß Abstellmöglichkeit für Auto, Moped oder andere Habseligkeiten. Hier kamen Menschen zusammen, hier kamen sie sich näher, lernten einander kennen, fachsimpelten, plauderten, feierten gemeinsam. Die Garagengemeinschaften als soziale Punkte also.

Tiefe Enttäuschung über Entscheidung der Stadt

Für Prof. Dr. Dr. Fred Manthey und Anke Daßler bedeutet der geplante Abriss, dass wertvolles Kulturgut von Bürgern vernichtet werden soll. Ihre tiefe Enttäuschung über die Entscheidung der Stadt ist verständlich. Die Pächter als gleichzeitige Besitzer der Garagen müssen diesen Akt, wenn auch juristisch unanfechtbar, ein Stück weit als Enteignung empfinden.

Wer Jena kennt, weiß, dass in der Saalestadt an vielen Ecken und Enden gebaut, ja die City regelrecht zugebaut wird. Dass ausgerechnet die Flächen, auf denen sich derzeit noch die Garagen befinden, künftig zur Förderung eines besseren Klimas beitragen sollen, können zumindest die Betroffenen nicht verstehen.

Die ganze Sendung ist unter nachfolgendem Link jederzeit abrufbar:

salve.tv