Gemeinsam mit Daniel Gaede moderierte ich die vom Bündnis Sozialtransfer in Weimar veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema „Heizen Impossible“.
Seit dem großen Krisenjahr 2022 haben wir in Deutschland ein ernstes Energieproblem. Spätestens seit dem von unserer Regierung für unumkehrbar erklärten Ausstieg aus der Atomenergie, dem Festhalten am Kohleausstieg und erst recht seit die Öl- und Gaszufuhr aus Russland nicht mehr fließt, ist Energie hierzulande so knapp wie noch nie. Und damit auch so teuer wie nie zuvor. Das bekommen wir ganz besonders beim Heizen, für das wir jede Menge Energie benötigen, zu spüren.
Es sind vor allem drei gesellschaftliche Gruppen in unserem Land, die unter der Energieverteuerung besonders leiden: die Studenten, die alleinerziehenden Mütter und die Rentner. Für sie steht die Frage, ob und wie lange sie sich Heizen überhaupt noch leisten können.
Vor allem der mit dem Thema Energiepreisexplosion verbundene soziale Sprengstoff stand bei der vom Bündnis Sozialtransfer organisierten Podiumsdiskussion „Heizen Impossible“ im Weimarer Jugend- und Kulturzentrum „mon ami“ zur Debatte. Ich hatte die Ehre, diese Veranstaltung am 24. Oktober 2023 gemeinsam mit Daniel Gaede, dem ehemaligen Pädagogischen Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, zu moderieren.
Die vier anwesenden Politikerinnen und Politiker aus dem Thüringer Landtag waren sich mehr oder weniger darüber einig, dass für künftiges Heizen unbedingt ein gemeinschaftlich organisierter Energiemix erforderlich sei und es dafür einen langen Atem brauche.
Der Stadtforscher Prof. Dr. Frank Eckardt von der Bauhaus-Universität Weimar bezweifelte aber, dass uns die erneuerbaren Energien allein aus dem Energiedilemma führen können. Wir werden, so seine Botschaft, auch künftig den Energiemangel zu verwalten haben. Und: Man dürfe das Problem Energiearmut nicht losgekoppelt von einer allgemeinen übergeordneten Strategie zur Armutsbegrenzung aufgreifen, lautete der Standpunkt des Wissenschaftlers.
Digitalisierung nicht zum Nullkostenspiel
Frank Eckardt rechnete außerdem vor, dass wir mit der Energiemenge, die wir für die sogenannten digitalen Medien verwenden, hierzulande 20 Millionen Häuser in Deutschland den ganzen Winter über mit Energie versorgen könnten. Diese Diskussion würden wir in Deutschland jedoch nicht führen, sondern stattdessen Digitalisierung predigen und so tun, als ob diese zum Nullkostenspiel erhältlich sei.
Die uns mit der von der Bundesregierung ausgerufenen Wärmewende bevorstehenden Herausforderungen wurden auch in der Diskussion mit dem Publikum deutlich. Ein junger Mann, nämlich ein Handwerker aus der Heizungsbranche, berichtete den anwesenden Landtagspolitikern, wie die Wärmewende in der Praxis tatsächlich funktioniert. Als im Haus einer älteren Dame die 30 Jahre alte Ölheizung ausfiel und nicht mehr zu reparieren war, musste diese komplett ausgetauscht werden. Und zwar gegen eine neue Ölheizung, weil keine alternative Möglichkeit für die künftige Beheizung des 100 Jahre alten Hauses vertretbar erschien. Darüber hinaus zweifelte der Mann vom Fach an, ob bei dem erheblichen Mangel an Fachkräften in seinem Gewerk das Vorhaben Energiewende grundsätzlich in absehbarer Zeit abgearbeitet werden könne.
Eines wurde während der Veranstaltung besonders deutlich: Wir brauchen, wenn wir beim Thema Heizen und Energie tatsächlich etwas für die Bürger erreichen wollen, unbedingt viel mehr gesellschaftliche Diskussion.
Der in Weimar geführte Meinungsaustausch ist jetzt in einem komprimierten Beitrag bei salve.tv unter obigem Link abrufbar.