Optimal ist es, wenn die Gesellschaft den jungen Menschen optimale Entfaltungsmöglichkeiten gibt, persönlich, sozial, politisch wie spirituell.
Die heranwachsenden Menschen möchten und müssen sich entfalten. Sie wollen ihre Kräfte erproben. Sie wollen sich in der Welt widerspiegeln, sich dadurch selbst erkennen und ihren Lebenssinn finden. Nichts ist wichtiger für sie als dieser Sinn – sei es dann schließlich eine Familie, die sie gründen, eine Arbeit, die sie finden und die sie erfüllt oder eine andere Herausforderung, die ihnen das Gefühl von Wert und Gewicht gibt.
Optimal ist es also, wenn die Gesellschaft den jungen Menschen optimale Entfaltungsmöglichkeiten gibt, persönlich, sozial, politisch wie spirituell. Die Herrschaftsform der Demokratie ist dazu theoretisch am optimalsten geeignet, weil sie das vielfältigste Angebot ermöglicht. Doch ist die Demokratie kein Garant für Glück und Erfüllung – besonders dann, wenn sie noch gar nicht voll etabliert oder aber in ihrer Entfaltungsmöglichkeit in Teilen blockiert ist (denn ganz kann eine Demokratie nie blockiert sein).
Gibt die Gesellschaft den jungen Menschen nicht die Möglichkeiten der Entfaltung, Spiegelung, Entwicklung, die sie brauchen, entwickeln sich daraus Deformationen im Denken, Fühlen und Handeln der jungen Menschen. Bekannte Erscheinungsformen sind Ausländerfeindlichkeit oder Gewalttätigkeit. Oft sind es besonders die am meisten benachteiligten Jugendlichen, die zu radikalem Denken und Handeln neigen. Sie haben am wenigsten zu verlieren.
Von den politisch, sozial und gesellschaftlich Verantwortlichen ist gefordert, sich den benachteiligten Jugendlichen besonders anzunehmen. Es ist äußerst wichtig, dass sie in die Gesellschaft integriert oder re-integriert sind oder werden, damit sie nicht auf Dauer durch die Ausgrenzung Schaden an sich und anderen verursachen, der übrigens in der Regel die Gesellschaft teurer zu stehen kommt als die Kosten für das soeben beschriebene präventive Handeln.
Auf nationaler Ebene bzw. in der großen Politik ist es ebenso wichtig, die Jugend zu integrieren, da sie per se reformative Aktivitäten entwickelt, wenn man sie lässt. Ist ein Herrschaftssystem so verkrustet, dass es noch nicht einmal den minimalen Einfluss der Jugend wie der Reformbewegungen insgesamt ermöglicht, kann dies verheerende Folgen haben. Erleben konnten wir dies durch den ersten und zweiten Weltkrieg, die beide durch eine nicht kritikfähige politische Elite zu verantworten sind, die so wenig Einfühlungsvermögen besaß, dass sie nur sich selbst und ihr Interessenfeld wahrzunehmen in der Lage wie auch bereit war. Tendenzen dieser Art sind heute in vielen Ländern sichtbar. Jedem von uns kommt beim Lesen dieser Zeilen eine eigene Erinnerung oder Realität in den Sinn.
Ihre
Marion Schneider