Komplizierte Familienverhältnisse tragen zu einem vermehrten Nachdenken über sich selbst, die anderen und die Rolle der Familie bei. Das meint Marion Schneider, eine von neun Autoren, die in dem von Sabina Kocherhans im Verlag Basic Erfolgsmanagement herausgegebenen neuen Buch „Mit Familiensinn zum Erfolg“ über ihre diesbezüglichen Erfahrungen berichten. Die gereifte Bereitschaft, Verantwortung für eine Familie zu übernehmen, gilt für Marion Schneider auch als Basis für ihren Erfolg als Unternehmerin und für ihre künftigen politischen Vorhaben.
Sich gegenseitig möglichst vorbehaltlos zu unterstützen, darin sieht Marion Schneider, den Hauptinhalt und Zweck einer Familie. Und diesem Grundsatz hat sich die erfolgreiche Unternehmerin, unermüdliche Netzwerkerin und engagierte Politikerin im menschlichen Zusammenleben grundsätzlich verschrieben. Die im geschichtsträchtigen Bad Sulzaer Ortsteil Auerstedt in Thüringen lebende Historikerin ist eine von mehreren Autoren, die unter dem Titel „Mit Familiensinn zum Erfolg“ ihre Lebenswege und daraus resultierenden Konzepte beschreiben. In diesem Fall steht das Thema Familie im Kontext mit Erfolg im Vordergrund. Es soll, so das erklärte Ziel, verschiedene Ansätze aufzeigen, wie eine gelungene Familienführung als Basis für glückliches, erfolgreiches Leben mit einer selbstbewussten Persönlichkeit gelingen kann.
Das vorliegende Buch aus dem Verlag Basic Erfolgsmanagement gehört zur Buchreihe „Wege zum Erfolg“, mit der die Herausgeberin Sabina Kocherhans auf den Nerv der Zeit zielt. In dieser Reihe hat Marion Schneider bereits im Buch „Erfolgreich mit Mutmachern und Netzwerkern“ im Jahr 2021 einen Beitrag geleistet.
In Marion Schneiders Lebenserfahrungen spielt der Kampf ihrer Mutter um ihre Emanzipation eine prägende Rolle: „Meine Eltern kamen soziologisch gesehen aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen, obwohl sie in zwei kleinen Dörfern von nur fünf Kilometern Entfernung voneinander in Oberhessen aufwuchsen“, reflektiert sie in ihrem mit „Glück und Gesundheit durch Familiensinn“ überschriebenem Buchbeitrag. „Meine mütterliche Familie war bäuerlich, meine väterliche Hempler, wie das damals hieß: Der Vater war Arbeiter, die Mutter kümmerte sich neben den Kindern um den Garten, ein bis zwei Kühe oder Ziegen und ein wenig Feld. In der Hempler-Familie meines Vaters herrschte ein strenges Patriarchat. Mein Opa ist bekannt für den Ausspruch: ´Wenn ich sage, dass das Wasser den Berg hoch fließt, dann fließt es den Berg hoch!`“ Weiter schreibt die Autorin: „In der Familie meiner Mutter herrschte bäuerliche Gleichberechtigung, denn alle Funktionen der Familie waren gleich wichtig. Als sie nun in das neue Herrschaftsverhältnis einzog, bekam sie enorme psychische Probleme, ohne diese einordnen zu können. Sie konnte sich mit den Frauen im Haushalt, die daran gewöhnt waren, sich der Herrschaft unterzuordnen, genauso wenig solidarisieren wie mit der strengen Herrschaft des Familienoberhaupts. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie sich aus dieser Enge befreit und eine eigenständige Rolle erarbeitet hatte.“
Es sei ein Geschenk, ist die Autorin überzeugt, wenn es möglich sei, die Anteile seiner Eltern annehmen und damit sich selbst voll akzeptieren zu können. Es sei auch ein Geschenk gewesen, dass ihre Eltern bereit waren, sie zu lieben, auch wenn sie anders war als sie, und sie zu achten, auch wenn sie anders lebte und dachte als sie. „In diesem Austausch konnte ich zunehmend ihre Anteile in mir sehen und lieben lernen.“ Dadurch, beschreibt Marion Schneider, sei ihr die Bedeutung ihrer Familie immer klarer geworden. „Die beiden Familien meiner Eltern, die völlig unterschiedliche Werte repräsentierten, die Lebensziele und der Lebensstil meiner Eltern, der Lebensweg meines Bruders und seiner Familie – all das gehört zu mir und ist Teil von mir. Dies zu verstehen und zu achten, ließ mich wachsen.“
Sie hatte sich ihre Familie nicht ausgesucht. Doch sie war im Laufe ihres Lebens zunehmend bereit, Verantwortung für sie zu übernehmen, auch wenn vieles im Widerspruch zu ihren Anschauungen und Bedürfnissen stand. „Ich respektierte das Weltbild meiner Eltern und meines Bruders und versuchte, es nicht negativ zu bewerten, um den Respekt für sie zu erhalten. Das formte mich und machte mich reifer und weiser. Es half mir im Umgang mit meinen Mitmenschen und meinen Mitarbeitern.“
So wurde Marion Schneider bewusst, dass sie selbst auch ihre Unternehmen als Familie führen wollte: „Ich strebte an, dass unsere Unternehmen ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Sicherheit und Rückhalt geben sollten.“ Dazu sei es notwendig, nach Verständnis füreinander und Dialog miteinander zu streben. Wo der Wunsch nach Verständnis und Dialog ende, beginne die Entfremdung. „Das ist der Weg heraus aus der Familie in die Individualisierung.“
Deutliche Spuren hinterlassen
Mit eben diesem stetigen Streben nach Dialog und der Bereitschaft, Verständnis für Mitmenschen, Mitstreiter, Mitarbeiter zu entwickeln hat Marion Schneider in ihrem eigenen Leben deutliche Spuren hinterlassen. Seit 1983 ist sie in der Gesundheitsbranche tätig, gründete die Toskanaworld AG mit mehreren Hotels, Thermen und einer Rehabilitationsklinik, engagiert sich als Vorstandsvorsitzende des Kinderhilfswerks Ourchild e.V. und als Mitglied in vielen Vereinen im Bereich Kultur, Wirtschaft, internationale Verständigung und Gesundheit. 2021 organisierte sie den Mutmachkongress von und für Frauen in Bad Sulza. Diese Lebensleistung brachte ihr erhebliche Wertschätzung ein: Marion Schneider ist Ehrenbürgerin der Stadt Bad Sulza, Unternehmerin des Jahres 2006 im Weimarer Land und erhielt den Thüringer Verdienstordens des Freistaats Thüringen.
Den aus den familiären Erfahrungen erwachsenen Handlungsprinzipien verschreibt sich Marion Schneider konsequent auch in ihrer politischen Arbeit: Zuhören, unvoreingenommen miteinander ins Gespräch kommen, Dialogbereitschaft fördern.
Neben der Gesundheitspolitik liegt ihr die Familienpolitik besonders am Herzen. Es lasse sich festhalten, dass in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit die Geschlechterrollen eine immer weniger wichtige Rolle spielten und eine stärker werdende Tendenz zu verzeichnen sei, sie sogar abzuweisen oder anders zu verteilen, stellt Marion Schneider in ihrem Autorenbeitrag fest. Sie geht auch darauf ein, dass in den letzten Jahren eine starke Sexualisierung der Kinder zu erleben sei. „Sicher ist ein Hintergrund dafür, dass die Pädagogik gutgemeint die Kinder vor den sowieso unvermeidlichen sexuellen und erotischen Szenen im Fernsehen und im Internet durch Aufklärung schützen möchte. Es wird allerdings dem kritischen Auge auch ein Trend zur gewollt herbeigeführten Hinführung der Kinder zum frühen Erleben des eigenen Körpers sichtbar. Dies halte ich für sehr bedenklich, weil es die Unschuld des Kindes, den eigenen Körper und die Begegnung mit anderen Körpern betreffend gefährdet und viel zu früh Rollen oder Muster formt, die dann das Denken, Fühlen und Handeln der Kinder beeinflussen.“
Die abnehmende Rolle der Familie in Deutschland erklärt Marion Schneider mit den veränderten Arbeitsbedingungen. „Während in den vergangenen Jahrhunderten die Familie als Bauern- oder Handwerksfamilie einen eigenen Erwerbszweck verfolgte, spielen die Familienunternehmen heute eine weniger gewichtige Rolle. Die meisten berufstätigen Menschen in Deutschland sind Lohn- oder Gehaltsempfänger. Dies hat die Entwicklung von Individualität und persönlicher Unabhängigkeit sehr befördert. Die kontinuierliche Zunahme der Singlehaushalte ist ein Indiz dafür. Auch die Rolle der Blutsverwandtschaft hat sich verändert. Durch höhere Scheidungsraten sind vielfach sogenannte ´Patchwork-Familien´ (früher `Stief-Familien` genannt) entstanden. Auch gibt es jetzt gleichgeschlechtliche Ehen, die in der Regel eine nicht zur Familie gehörende Elternschaft verlangen. Der biologische Elternteil ist in der Entwicklung so von geringerer wenn nicht gar geringer Bedeutung.“
Der Wertewandel trägt, davon zeigt sich die Autorin überzeugt, dazu bei, dass dem Streben nach Individualität in den nächsten Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten eine entscheidende Bedeutung zukomme. „Komplizierte Familienverhältnisse tragen zu einem vermehrten Nachdenken über sich selbst, die anderen und die Rolle der Familie bei. Was damit auch wächst, ist die Vielzahl von Alternativen zu den bisherigen auf Blutsverwandtschaft beruhenden Familiengegebenheiten wie Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäuser. Damit verbunden wächst auch das Nachdenken, Ausprobieren und Praktizieren von alternativen Liebesmodellen wie gleichgeschlechtliche Liebe oder Polyamorie.“
Sie wünsche der Menschheit, dass sie in diesem Prozess den Dialog walten lasse und ausbaue, strukturiere und perfektioniere. „Das nämlich“, davon ist Marion Schneider fest überzeugt, „fördert Respekt, Toleranz, Akzeptanz und Liebe – und das Gegenteil von Dialog ist Ideologie, Rechthaberei, eindimensionales Denken, Verteufelung und schließlich: Krieg.“
Jörg Schuster
„Mit Familiensinn zum Erfolg“, Verlag Basic Erfolgsmanagement, Herausgeberin Sabina Kocherhans, Softcover, DIN A5, 192 Seiten. Buch ISBN 978-3-949217-30-2, Preis 18,80 Euro. Ebook ISBN 978-3-949217-31-9, Preis 9,99 Euro, Erscheinungstermin 15.04.2023.
Eine Buchlesung findet am 26. April 2023, 19.00 Uhr, im Rahmen des Leseprogramms „Leipzig liest“ auf der Leipziger Buchmesse statt.