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Der totale Krieg

Töten ist keine Lösung, und die Antwort des Tötens auf Töten führt in den Tod.
Mühsam wurden von den Menschen und Kulturen in den Jahrhunderten Gesetze und ein Rechtssystem geschaffen, welches viele die Völker verbindende gemeinsame Regeln hat. Eine der wichtigsten Regeln ist es, dass ein Angeklagter einen Verteidiger hat und dass das Urteil von einem unabhängigen, nach festgelegten Regeln arbeitenden Richter, oftmals mit einem Beirat, gefällt wird.
In der Mehrheit der Völkergemeinschaft herrscht inzwischen darüber Einigkeit, dass ohne ein Gerichtsverfahren keine Verurteilung stattfinden kann, und dass dann der Angeklagte auch noch die Möglichkeit der Berufung haben sollte.
Für den “Kampf gegen den Terrorismus” allerdings haben Führer von Nationen, die sich führende Demokratien nennen, im Namen des Kampfes für Gerechtigkeit den Pfad des Gesetzes verlassen. Da wird einfach getötet, ohne Gerichte, ohne Gesetze, denn das macht das Militär.
Mit der Ausbreitung dieses Kampfes ist es zunehmend nur Zufall, Glück oder ein Zusammenspiel von Umständen, dass jemand, der in Verdacht steht, ein Terrorist zu sein, in den Kampfzonen nicht sein Leben verliert.
Kampfzonen sind Orte, an denen Terroristen vermutet werden und die nicht unter Kontrolle der Kämpfer gegen den Terrorismus stehen. Logische Folge ist der Drang, alle Zonen, in denen Terroristen vermutet werden, zunehmend unter Kontrolle zu nehmen.
Mittlerweile haben wir uns an das Wort und den Gedanken des Krieges gewöhnt. Krieg ist das Ende der Kommunikation. Krieg ist nicht unbedingt das Ende der Gerechtigkeit. Es kommt auf die an, die den Krieg führen. Was ist ihr Ziel? Was suchen sie?
Es wird uns gesagt, der Krieg sei dazu da, den Terrorismus zu beenden. Indem man den Gegner liquidiere, sei das Problem gelöst. Und was ist mit den Gefühlen und dem Gedächtnis der Familien, der Regionen, der Nationen der Terroristen?
Selbst wenn man die Totaloperation der Liquidierung des Feindes akzeptiert, muss man trotzdem über die Ursachen der Krankheit weiter nachdenken. Warum gibt es Terrorismus? Und man muss mit denen, die Terroristen sind, auch mit ihren Angehörigen und Anhängern, sprechen, um sie zu verstehen. Es geht doch nicht nur um das Heute, es geht um unsere gemeinsame Zukunft, die Zukunft aller Menschen auf dieser Welt, nicht nur derer, die glauben, im Recht zu sein und dazu noch die Macht besitzen. Töten ist keine Lösung, und die Antwort des Tötens auf Töten führt in den Tod.
Gegen den Terrorismus hat man den Totalen Krieg erklärt. Das heißt die totale Vernichtung. Das ist genau die Richtung, die Hitler vorgab, und niemand soll sagen, er oder sie habe das nicht gewusst. Wer solche Termini mit dieser Tradition als Verantwortungsträger benutzt, muß seinen Posten räumen, weil er seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Solche Begriffe sind nicht entschuldbar.
Politiker geraten in die Gefahr, der Gefühle nicht mehr Herr zu werden, die Kriegsmaschine nicht mehr stoppen zu können. Das Gegenmittel ist die Kommunikation – und zwar mit dem Gegner. Hierdurch wird zunächst Verständnis und dann auch Verständigung erreicht. Reicht dies nicht aus, um Lösungen zu finden, müssen Mittler gesucht werden, die in der Lage sind, beide Parteien zu verstehen, möglicherweise mehrere. Diese brauchen aber auch Befugnisse. Es gibt internationales Recht. Dieses muss schnellstens etabliert und eingesetzt werden, damit internationale Verbrechen international gerichtet werden und alte Feindschaften auf eine neue Ebene finden können.